Der Black Friday steht vor der Tür – und im Luxussegment bereitet man sich bereits darauf vor, dass die feine Welt in wenigen Tagen kollektiv die Contenance verliert. Noch ist es ruhig.


Noch perlt der Champagner gelassen im Glas. Noch hängen die Luxusuhren friedlich in ihren Vitrinen, als hätten sie keine Ahnung, was ihnen bevorsteht. Aber hinter den Kulissen knistert es wie vor einem Sommergewitter.

Uhren: Countdown zum kontrollierten Kontrollverlust

In den Edelboutiquen türmen sich bereits die Listen mit Vorbestellungen, geheimen Wunschobjekten und „falls doch noch etwas reinkommt“-Notizen. Verkäufer üben mental für den Moment voller Druck, in dem drei Kundinnen gleichzeitig behaupten werden, dieselbe limitierte Uhr zuerst erspäht zu haben.

Ein Mitarbeiter gesteht: „Ich nehme mir am nächsten Freitag extra bequeme Schuhe mit. Wenn der Laden eröffnet, fühlt es sich immer an, als würde jemand die Pausenglocke in einer Nobel-Internatsschule läuten.“

Gerüchten zufolge sollen einige Stammkunden schon jetzt strategische Laufwege planen, um am großen Tag den schnellsten Weg zu den Meteoritenzifferblättern zu haben.

Champagner: Sekt oder Selters reduziert

Auch in den Champagne-Flagshipstores brodelt es. Die Fachberater berichten von ersten Anrufen besorgter Connaisseurs, die sicherheitshalber nachfragen, ob die besonders teuren Flaschen wirklich reduziert werden.

Ein Händler erzählt: „Letztes Jahr hat jemand fünf Minuten vor Ladenöffnung vor der Tür meditiert, damit er nicht gierig wirkt, wenn es endlich losgeht. Dieses Jahr hat er bereits angekündigt, früher zu erscheinen – nur um sicherzugehen, dass die Energie stimmt.“

Man munkelt, einige Enthusiasten hätten sich bereits Einkaufswagen organisiert, obwohl diese in Luxusläden eigentlich nicht existieren. Man wolle bereit sein, heißt es.

Luxus-Black-Friday - wenn Champagner echten Stress hat
Luxus-Black-Friday – wenn Champagner echten Stress hat

Luxusreisen: Die Welt im Sonderangebot

Bei den Reiseanbietern herrscht jetzt schon eine Atmosphäre wie auf dem Rollfeld vor einem Langstreckenflug: konzentrierte Stille, angespannte Schultern und eine erwartungsvolle Nervosität.

Kunden wollen wissen, ob es Black-Friday-Rabatte für „komplett einsame Privatinseln“ gibt, für Aufenthalte, bei denen man garantiert niemanden trifft, der ebenfalls ein Angebot genutzt hat, oder für Rundreisen, die „optisch gut auf Instagram funktionieren, aber trotzdem authentisch sind“.

Ein Berater fasst es so zusammen: „Am Freitag wird hier niemand reisen – aber alle werden schon mal so aussehen, als wären sie im Terminal.“

Luxus-Black-Friday – ein glänzender, prickelnder Orkan

Noch ist alles gesittet. Noch lächeln die Verkäufer. Noch steht der Champagner kalt und unberührt. Aber spätestens nächsten Freitag um 08:59 Uhr wird sich die feine Welt daran erinnern, dass es Dinge gibt, die man unbedingt braucht, gerade weil sie plötzlich 15 Prozent weniger kosten.

Dann heißt es wieder: Schieben, flüstern und taktieren – und am Ende mit etwas nach Hause gehen, das man vor einer Woche nicht kannte, jetzt aber als absolut lebensnotwendig betrachtet.

Vorfreude prickelt eben auch. Besonders am Luxus-Black-Friday…

Sierks Media / © Fotos: Anna Bratiychuk (1), Tim Mossholder (1), Unsplash

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