Kennen Sie noch Herbie, den Volkswagen Käfer? Heute heißt ein Ford Elli, ein Golf Horst und ein BMW die schnelle Gertrud. Diese und viele andere Namen nannten Autobesitzer bei einer Umfrage von TÜV Nord nun auf Facebook.


Schon die alten Griechen gaben ihren Schiffen Namen. „Damit machten sie das Gefährt zum Gefährten“, erklärt Dr. Ralf Buchstaller, Psychologe bei TÜV Nord. Auch heute betrachten viele Menschen ihr Auto nicht einfach als schnödes Transportmittel. „Ob Auto, Boot oder Computer: Wir neigen dazu, Dinge zu vermenschlichen.“

Der Fachbegriff dafür lautet Anthropomorphismus, zusammengesetzt aus den griechischen Wörtern „anthropos“ (Mensch) und „morphe“ (Form, Gestalt). Nicholas Epley, Professor für Verhaltenswissenschaften an der University of Chicago, hält diese Neigung sogar für ein Nebenprodukt unserer sozialen Intelligenz.

Unseren Vorfahren half es einst zu überleben, wenn sie soziale Signale schnell entdecken und deuten konnten. Dank der Evolution sind wir noch heute darauf programmiert und neigen so bisweilen dazu, leblosen Objekten menschliche Züge zuzuschreiben. Besonders wichtig war es für unsere Spezies, die Gefühle und Absichten anderer Lebewesen an deren Mimik abzulesen.

Die schnelle Gertrud...
Die schnelle Gertrud…

Für die Gesichtserkennung hat unser Gehirn deshalb eine eigene Spezialeinheit ausgebildet, das sogenannte fusiforme Gesichtsareal. Es identifiziert Nase, Mund und Augen allerdings manchmal auch bei Objekten, die naturgemäß gar keine haben. Wie Autos. Nicht nur Äußerlichkeiten triggern den Vermenschlichungsautomatismus, sondern auch Bewegungen.

Und ganz besonders gilt das für unvorhersehbares Verhalten, wie der Psychologe Epley zeigte. Seine Probanden unterstellten einem Wecker eher Absichten und Gefühle, wenn er sich nach Betätigen der Snooze-Taste überraschend fortbewegte. Entsprechend vermuten wir bei unserem Auto eher dann menschliche Züge, wenn es nicht anspringt.

Überhaupt vermenschlichen wir leblose Objekte am stärksten, wenn sie uns emotional ansprechen. Wahrscheinlich neigen deshalb auch mehr Frauen als Männer zur Autotaufe. Sie bauen generell eine stärkere Bindung zu Gegenständen auf, stellten britische Forscher um den Psychologen Nick Neave fest.

Typisch Frau also? „Der Name zeigt unabhängig vom Geschlecht, wie stark wir auf Beziehungen geeicht sind“, erläutert Dr. Buchstaller. Wer befürchte, dass ein Kosename für ein Auto kindisch wirken könnte, brauche nur einen Blick auf einen typischen Männersport zu werfen.

Auch der mehrfache Formel-1 Weltmeister Sebastian Vettel tauft seine Rennwagen – sein erster Ferrari hieß Eva…

Quelle: dpp-AutoReporter, wpr / Fotos: Pixabay, CC0 Public Domain

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