Auch wenn es längst zum Lifestyle-Accessoire avanciert ist: Das G-Modell von Mercedes-Benz ist in seinem Ansatz der Geländewagen schlechthin. Das gilt auch für die erst 2018 vorgestellte, aktuelle Modellgeneration, die übrigens weiterhin auf den irreführenden Entwicklungscode W463 hört.


Nachdem die Baureihe ursprünglich mit V8-Ottomotoren lanciert worden war, reichen die Stuttgarter mit dem Mercedes-Benz G 400d nun bereits die zweite Diesel-Variante nach.

Und ein Selbstzünder passt eigentlich viel besser zum G-Modell als die aggressiven V8-Motoren. Denn diese Baureihe ist nicht dazu konstruiert, die linke Spur der Autobahn zu dominieren. Obwohl sie das inzwischen kann: Die Lenkung ist viel präziser geworden, die Spurhaltefähigkeit um Welten besser als zuvor. Und auch der Langstreckenkomfort ist hoch.

Mercedes-Benz G 400d "Stronger than Time" (2019)
Mercedes-Benz G 400d „Stronger than Time“ (2019)

Doch während es bei der Straßentauglichkeit nur darum gehen konnte, mit modernen SUV’s gleichzuziehen, hat das G-Modell in Sachen Geländegängigkeit von führendem Niveau aus den Vorsprung nochmals ausgebaut. Mit seiner extremen Geländeuntersetzung – und zuschaltbaren Differentialsperren vorn und hinten sowie einer per Tastendruck komplett sperrenden Lamellenkupplung im Mitteldifferential – kommt das neue G-Modell in schwerem Gelände noch weiter, als es das im militärischen Einsatz bestens bewährte Vorgängermodell schaffte.

Gut, wenn dann unter der Haube ein zuverlässiger und starker Dieselmotor steckt. Beim G 400d handelt es sich dabei um eine Variante des neuen 6-Zylinder Reihenmotors mit 2,9 Litern Hubraum. Das Aggregat ist aus dem G 350d bereits bekannt, für den G 400d steigt seine Leistung jedoch von 286 PS auf 330 PS und das maximale Drehmoment klettert von 600 auf 700 Newtonmeter.

Mercedes-Benz G 400d "Stronger than Time" (2019)
Mercedes-Benz G 400d „Stronger than Time“ (2019)

Von innen ist der Selbstzünder kaum zu hören, die Laufruhe ist überzeugend. Nur von außen ist noch etwas Dieselnageln mitzubekommen. Der Motor hängt im G 400d gut am Gas und ist spürbar schneller als im G 350d: Trotz knapp 2,5 Tonnen Leergewicht dauert der Spurt von 0 auf 100 km/h nur 6,4 Sekunden und der Vortrieb endet erst bei 210 km/h. Damit wird der Standardspurt eine volle Sekunde schneller als im G 350d absolviert, während – zum Vergleich – der 422 PS starke G 500 mit seinem V8-Ottomotor nur noch eine weitere halbe Sekunde herausholen kann.

In der Spitze liegen G 400d und G 500 sogar gleichauf: Die Daimler-Strategen haben die Abregelschwelle bei beiden Modellen auf 210 km/h gelegt, während dem G 350d nur 199 km/h zugestanden werden.

Den trotz hohen Gewichts und schwacher Aerodynamik guten Fahrleistungen steht ein sozialverträgliches Trinkgebaren gegenüber: Im Zyklus werden 9,6 Liter angegeben, wir kamen bei kombinierter Autobahn- und Gebirgsfahrt und nicht eben zurückhaltendem Fahrstil auf 11,4 Liter. Und die Emissionsvorschriften werden locker eingehalten. Die diesbezügliche Diskussion sollte eigentlich hinfällig sein.

Mercedes-Benz G 400d "Stronger than Time" (2019)
Mercedes-Benz G 400d „Stronger than Time“ (2019)

Wer angesichts dieser zupackenden Fähigkeiten ein robust-rustikales Ambiente erwartet, sieht sich getäuscht. Schon von außen überrascht der G 400d mit LED-beringten Scheinwerfern, mattschwarzen Dekorelementen und filigranen 20 Zoll Felgen aus dem Hause AMG. Aus den Außenspiegeln fällt eine Lichtprojektion auf den mehr oder weniger befestigten Boden.

Und auch das Interieur des G 400d präsentiert sich als gute Stube: Hier dominieren teure Leder-Fauteuils, die Kontrastnähte sind, sofern schwarzes Leder gewählt wurde, in Gold ausgeführt. Das Armaturenbrett ist mit edlen Hölzern verziert, die Haltegriffe sind beledert. Und für gehobene Audio-Genüsse sorgt die Stereoanlage aus dem Hause Burmester. Hier wurde geklotzt.

Des Rätsels Lösung: Der Spitzen-Diesel G 400d ist ein Sondermodell, das laut Hersteller „die G-Klasse als Kult-Geländewagen auf besonders emotionale Weise zelebriert“. Es hört auf die ausladende Bezeichnung „Stronger than Time“, von Daimler komplett in Großbuchstaben geschrieben, und ist für den G 350d gar nicht erhältlich. Beim G 500 ist diese Variante allerdings bestellbar und dort kostet sie happige 36.533,- Euro Aufschlag.

Mercedes-Benz G 400d "Stronger than Time" (2019)
Mercedes-Benz G 400d „Stronger than Time“ (2019)

Und so erklärt sich auch der enorme Preisaufschlag für den G 400d: Mitsamt „Stronger than Time“ Paket kostet er stolze 137.746,- Euro, während für einen G 350d lediglich 97.116,- Euro fällig sind. Ausstattungsbereinigt, wobei auch noch die Metallic-Lackierung zu berücksichtigen ist, schrumpft die theoretische Differenz auf weniger als 3.000,- Euro.

Damit spricht einiges für den G 400d – zumindest dann, wenn man auf die feinen Ingredienzen des Ausstattungspaketes großen Wert legt. Wenn nicht, dann sollte man sich vielleicht doch mit dem G 350d begnügen – oder abwarten, ob es den G 400d eines Tages auch ohne das Paket als fahrbares Lifestyle-Accessoire gibt.

Shots Magazin / © Fotos: Auto-Medienportal.Net, Daimler / Quelle: ampnet, mkn

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Rubriken: Motor