Der Winter ist da und mit ihm die alljährliche Frage: Wie viele Schichten an Stoff braucht Mann eigentlich, um nicht zu erfrieren und trotzdem noch durch Türen zu passen?


Die gute Nachricht: Dicke Jacken sind in. Die schlechte: Darunter sieht niemand den teuren Pullover. Aber hey egal, es ist warm, oder?

Diesen Winter dreht sich alles um den sogenannten „strategischen Zwiebellook“ – also das kunstvolle Übereinanderstapeln von Textilien, bis man aussieht wie ein gut angezogenes Michelin-Männchen.

Pufferjacken so voluminös, dass man im Kino drei Sitze braucht. Schals so lang, dass sie als Notfallseil durchgehen. Und Mützen, die die Frisur zerstören, aber wenigstens die Ohren retten.

Von Kopf bis Fuß durchdacht frieren

Fangen wir oben an: Die Mütze. Früher war das ein praktisches Accessoire für Großväter und Bauarbeiter. Heute ist sie das Statement-Piece der Saison.

Beanie, Bommelmütze oder die klassische Wollmütze: Hauptsache, die Stirn verschwindet komplett. Bonuspunkte gibt’s für Modelle, die so tief gezogen werden können, dass man aussieht wie ein Bankräuber auf dem Heimweg.

Dann der Schal. Nicht einfach nur um den Hals wickeln – nein, das wäre ja langweilig. Der moderne Mann trägt seinen Schal wie eine textile Rüstung: dreimal um den Hals, einmal über die Schulter und das Ende lässig nach hinten geworfen. Am besten in einer Farbe, die zu absolut nichts passt, aber „Mut zur Farbe“ signalisiert.

Die Jacke: Je mehr Daunen, desto besser

Kommen wir zum Herzstück jedes Winteroutfits: der Jacke. Die Pufferjacke hat in den letzten Jahren einen beispiellosen Aufstieg hingelegt. Von „nur für Outdoor-Typen“ zu „jeder trägt das Ding“ war es ein kurzer Weg.

Mittlerweile gibt es Modelle, die so aufgeblasen sind, dass man beim Hinsetzen in der Gefahr läuft, einfach wegzurollen. Die Alternative für den urbanen Gentleman: der klassische Wollmantel.

Lang, schwer, und in einem Grauton, den man am besten als „deprimierender Winterhimmel“ beschreiben würde. Sieht schick aus, hält nicht annähernd so warm wie die Daunenwolke, aber Style hat eben seinen Preis – und der wird in Gänsehaut bei Grad Celsius bezahlt.

Darunter wird es kompliziert

Unter der Jacke beginnt das wahre Chaos. Zuerst die obligatorische Strickjacke oder der Hoodie, darüber vielleicht noch eine dünne Weste (weil man die mal gekauft hat und sie irgendwie rechtfertigen muss) und ganz innen das gute alte Thermohemd.

Bewegungsfreiheit? Überbewertet. Arme seitlich anlegen können? Braucht kein Mensch. Und bei den Hosen wird es philosophisch. Thermounterwäsche drunter? Auf jeden Fall, aber darüber spricht man nicht. Die klassische Jeans kämpft tapfer gegen Winterstürme an und verliert meistens.

Cordhosen erleben ihr Comeback, weil sie irgendwie wärmer aussehen (ob sie es sind, steht auf einem anderen Blatt). Und dann gibt es noch die Cargo-Pants-Fraktion, die ihre Taschen mit Handwärmern vollstopft.

Männermode im Winter - Zwiebellook und Existenzkrise
Männermode im Winter – Zwiebellook und Existenzkrise

Schuhwerk: Zwischen Stil und Überleben

Ganz unten angelangt bei den Schuhen kommt es existenziell rüber. Sneaker-Fans leiden still vor sich hin, während ihre Zehen bei minus fünf Grad langsam taub werden.

Die Vernünftigen haben längst kapituliert und tragen Boots – ob Chelsea, Worker oder die gefürchteten Winterstiefel mit Fake-Fell-Futter, die aussehen wie ein Yeti-Cosplay.

Thermosocken sind Pflicht, am besten in einer Dicke, bei der man eine Schuhnummer größer kaufen muss. Eleganz endet also genau dort, wo die Erfrierungsgefahr beginnt.

Das große Finale: Accessoires

Handschuhe sind die Nemesis des Smartphone-Zeitalters. Touchscreen-fähige Modelle funktionieren nie so gut wie versprochen, also steht man frierend vor dem Luxushotel und tippt mit blau angelaufenen Fingern die nächste Nachricht in die Taxi-App.

Sonnenbrillen im Winter? Klar, gegen die tiefstehende Sonne. Dass man damit aussieht wie ein C-Promi auf dem Weg zum Après-Ski. Aber das nimmt man immer in Kauf.

Der moderne Winterlook für Männer ist also eine Gratwanderung zwischen „Ich friere mir den Hintern ab“ und „Ich schwitze mich zu Tode, sobald ich einen Raum betrete“.

Das perfekte Outfit gibt es nicht, nur Kompromisse. Wer im Februar noch alle zehn Zehen hat, hat alles richtig gemacht.

Sierks Media / © Fotos: Tânia Mousinho (1), Alex Sheldon (1), Unsplash

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Rubriken: Fashion Gentlemen