Die Luft im Club brennt. Es ist 02:00 Uhr morgens und die Stimmung könnte nicht besser sein. Oder doch? Denn als eine Künstlerin die Mitte der großen Tanzfläche betritt und im Burlesque-Style mit ihrer Show loslegt, bildet sich schnell eine faszinierte Menschenmenge um sie. Mit ihrem Auftritt reißt Belle la Donna aus Hamburg die Masse mit und wird gefeiert.
Break. Einige Wochen später sitzen wir bei Sonnenschein im Schanzenviertel, trinken Latte Macchiato und sprechen. Über Musik, Karriere, Hamburg, Sea Shepherd und das Leben. Hier ist das ausführliche Interview.
Belle, die Leser/innen kennen Dich als Sängerin. Erzähl uns doch bitte, wie alles begann.
Tja, wie alles begann. Hm… Ich habe mich schon seit früher Kindheit mit Musik beschäftigt. Allerdings liegt der musikalische Ursprung in meinem Fall eher beim Tanz. Ich habe als kleines Mädchen Ballett getanzt und Kunstturnen auf Leistungsniveau betrieben. Dort wurden wir im Bereich Performances sehr ausgebildet. Schon damals wurde von uns abverlangt, freestyle auf Musik zu tanzen und akrobatische Übungen mit einzubauen. Ich würde mal sagen, das war der Grundstein, die Musik überhaupt als eine Art der Ausdrucksweise und Möglichkeit zur Interpretation von Gefühlen selbstbewusst wahrzunehmen.
Später hatte ich dann den Ehrgeiz, die Kunstform Burlesque mit dem Gesang zu verbinden. Während meiner Ausbildung zur Friseurin ergab sich die Möglichkeit, durch eine Kundin im Salon, günstig an Gesangstunden ranzukommen. Sie half mir, aus den ersten Gesangversuchen eine Stilrichtung zu erarbeiten und aus dem – was das Universum mir an Fähigkeiten gab – mich stimmlich weiter zu entwickeln.
Und wie kam es zum Einstieg in den Burlesque Bereich?
Um es kurz zu machen. Da ich schon als Kind das Verkleiden und das Tanzen geliebt habe, habe ich ziemlich schnell, als Burlesque überhaupt noch kein Thema in Deutschland war, aber hier und dort etwas in dem Bereich organisiert wurde, selbst Lust bekommen, diese Art von Kunst auszuprobieren. Zeitgleich entstanden in Berlin und Hamburg die ersten Burlesquegruppen, daraus entwickelten sich die ersten Einzelperformer. Zuerst begann ich auch in einer Gruppe, aber nach zwei Jahren entschied ich mich für den Soloweg.
Wie war es am Anfang, im Rampenlicht zu stehen?
Da ich es gewohnt war, vor Publikum aufzutreten, kann ich da gar nicht sagen, wie es genau am Anfang war. Ich kann nur sagen, dass ich die Bühne und den Applaus auf jeden Fall wie die Luft zum Atmen brauche. Ohne das Publikum – und die Selbstverwirklichung nach außen – wäre ich nicht ich. Natürlich ist immer noch eine Menge Lampenfieber dabei, aber es ist ein Teil dessen, was ich liebe. Und daher will ich es nicht missen.
Ich würde lügen, wenn ich nicht sagen würde, dass die Menge getobt hat. Aber hey, Burlesque war so was von neu und wir waren auch eine recht hübsch anzusehende Truppe, mit witzigen, sehr innovativen, einfallsreichen Performances. Wir haben die Requisiten und die Kostüme größtenteils selber gemacht. Waren damals schon international gebucht und es hat einen Heidenspaß gemacht. Somit konnten wir die gute ausgelassene Stimmung voll auf unser Publikum übertragen.
Eine Zeile aus meinem Pressetext mag ich besonders und ich finde diese beschreibt es vielleicht am besten: „Belle la Donna steht am Bühnenrand und umarmt die ganze Welt.“ Ich denke, wenn man als Performer so auf sein Publikum zu geht, kann es gar nicht anders, als mit zu gehen.
Hat sich die Branche seit Deinem Karrierestart damals sehr stark verändert?
Das kommt drauf an welche Branche Du genau meinst. Die Burlesquebranche auf jeden Fall. Täglich schiessen neue, auch sehr tolle Performerinnen aus dem Boden. Somit ist tatsächlich über die Jahre das Angebot und auch die Nachfrage angestiegen. Aber wie es immer so ist, bei zu viel Angeboten verändert sich auch der Markt und alles was da so anhängt. Daher habe ich mir ein paar Alleinstellungsmerkmale angeeignet, wie Feuerperforming, Aerialakrobatik und das Singen.
Und was stehen aktuell für Projekte an?
Aktuell arbeitet das Produzententeam Bernd Klimpel und Joachim Schlüter aus Hamburg an meinem Soloalbum namens „Heroins“. Hier interpretiere ich Songs von meinen persönlichen Heldinnen in deutsch und englisch, in einem ganz neuen Musikstil. Es sind Konzerte in ganz Deutschland geplant.
Zudem war ich zuletzt in der aktuellen Ausstrahlung von „Das perfekte Promi Dinner“ auf Vox zu sehen, daraus haben sich schon weitere TV Anfragen ergeben. Im Herbst ist dann die TV Ausstrahlung von „Der Hafenpastor“ mit Jan Fedder in der ARD, wo ich eine Gastrolle besetze. Dort wurde ich als Burlesquespezialist gebucht und habe die Hauptdarstellerin in ihrer Rolle als Burlesquetänzerin gecoacht. Zusätzlich werde ich im Herbst 2016 einen eigenen Salon für Hair & Make-up eröffnen.
Was war aus Deiner Sicht Dein bisher absolutes, persönliches Highlight auf der Bühne?
Das waren die 40 Shows im Grünspan Hamburg, mit meiner damaligen Burlesqueband „The Sinderellas“ unter der Plattenfirma Warner. Wir hatten eine 1,5 Stunden lange Show mit Liveband und vielen Highlights. Nun freue ich mich, diese Highlights mit meinem Solomusikprojekt wieder zu erleben.
Du siehst immer top gestylt aus. Welcher Pflegetyp bist Du? Eher schnell oder Stunden im Bad?
Naja, it depends on (lacht). Natürlich unterscheidet sich mein Bühnenstyling von meinem Alltagsstyling. Grundsätzlich bin ich aber flott, hab ja genug Dinge zu erledigen als Allrounder, da ist auch bei mir die Zeit im Bad begrenzt.
Und gibt es spezielle Produkte, die Du benutzt?
Ja sehr gern, also ich benutze sehr gerne die Make-up Produkte von „Paris Berlin“, diese sind ohne Tierversuche und vegan, aber trotzdem so deckend und haltbar auf der Haut, dass ich sie sehr gut für mein Make-up auf der Bühne und für Fotoshootings nutzen kann.
Für die Haare kann ich „Davines“ sehr empfehlen. Es pflegt die Haare sehr, welche ja dann doch durch das ständige Stylen etwas trocken werden. „Davines“ ist aus Italien, sehr hochwertig und nur aus natürlichen Inhaltsstoffen hergestellt, auch ohne Tierversuche.
Hamburg, Deine Perle: Was sind Deine Hotspots zum Essen oder Shoppen?
Ui, da Hamburg so viel zur Auswahl hat, muss ich erstmal überlegen. Im Moment esse ich sehr viel Ayurvedisch, also ich koche das auch selbst zu Hause, aber wenn ich mal Essen gehe, dann gerne bei dem Inder „Maharaja“ auf St. Pauli. Dann liebe ich es einfach, abends am Hafen zu sitzen und den Sonnenuntergang zu geniessen. Gerne fahre ich auch ins Alte Land nach Finkenwerder und lasse die Seele bei ausgiebigen Spaziergängen baumeln.
Ja, shoppen muss ich ehrlich gestehen, dass ich im Internet shoppe, gerne bei „Lucky Lola“. Ich mag den Trubel in der Stadt nicht, zumindest den gestressten Shoppingtrubel. Aber sollte mich dann doch mal die Lust überkommen, dann gehe ich zu meiner lieben Freundin, die in der Davidstrasse die Vintageboutique „Stay Gold“ hat, sie stattet mich desöfteren für Medienevents mit tollen Kleidern à la denen der früheren Hollywooddiven aus.
Auch die Vintageboutique „Mistress und Master“ in der der Hein-Hoyer-Straße 15/17 gehört zu meinen Favoriten. Für die Bühne trage ich ja auch gerne Latexoutfits von „Inner Sanctum“, die auch ihren Sitz in der Hein-Hoyer-Straße 15/17 haben.
Was sind Deine Lieblingsmarken, welche Label trägst Du gerne?
Collectif, Pinup Couture, Bettie Page Clothing, Inner Sanctum, Stop Staring, What Katie Did und Lena Hoschek.
Und was finden wir in Deiner Playlist?
Billy Idol, Depeche Mode, Type O Negative, The Cure und Gwen Stefani.
Gibt es Themen, für die Du Dich engagierst, die Dir am Herzen liegen?
Oh ja! Ich finde die Umweltorganisation „Sea Shepherd“ sehr gut! Die liegen mir sehr am Herzen. Durch diese Organisation bin ich selbst erstmal bewusst aufmerksam auf die Missstände in der Welt geworden. Und esse seitdem kein Fleisch mehr und selten mal Fisch. Obwohl ich es sehr gern gegessen habe, habe ich mich in dem Konsum radikal eingeschränkt. Ich möchte mich auch in der Zukunft öffentlich wieder mehr für diese Organisation einsetzen. Da ich die Leute, die da hinter stehen, persönlich kennenlernen durfte und weiß, wieviel Energie und Herz sie da reinstecken.
Hast Du Benzin im Blut?
Haha, das ist ’ne gut formulierte Frage. Hm, ich würde es mal so sagen, in erster Linie sehe ich ein Auto eher als praktischen Nutzgefährten an. Ich würde lügen, wenn ich abstreiten würde, dass ich ein schickes Auto, wie zum Beispiel einen Oldtimer oder ein megamodernen Schlitten, nicht bevorzugen würde. Um so moderner die Ausstattung, desto umweltfreundlicher. Allerdings ist es für mich kein Statussymbol und man kann mich damit nicht beeindrucken.
Was ist Dein allergrößter Traum?
Darf ich auch mehrere haben (lacht)? Also im Laufe des Lebens verschieben sich ja die Träume und Wünsche etwas, daher kann ich Dir im Moment folgende nennen: 1. Weltfrieden. 2. Natürlich wünsche ich mir sehr, eine berühmte Künstlerin zu werden, die Erfolg hat, mit dem was sie tut. 3. Eine intakte Familie mit Kindern, wohnen im Grünen, Tiere.
Soll die Welt noch etwas von Dir wissen?
Jaaaaaa, unbedingt (lacht). Aber es ist eher ein Aufruf an die Leser/innen: Gebt niemals auf und glaubt fest an Euch und Eure Träume! Kämpft und steht für das ein, was Ihr liebt! Und lasst Euch nie sagen, dass schaffst Du nicht – am Ende liegt es an Dir, was Du aus Deinem Leben machst und mit wieviel Leidenschaft Du Dein Leben verbringst. Nutze dieses Leben, denn wir haben nur das Eine! Kiss, Kiss, Kiss, Eure Belle.
Belle la Donna (30)
belle-la-donna.de
facebook.com/bellela.donna
Credits:
Fotos Carsten Schulze, Haare & Make-up BLD (3)
Fotos Moritz Maibaum, Haare & Make-up Christian Olivier Merz (3)
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