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Es blitzt, funkelt und glänzt in den Räumen einer Traditionsschneiderei in Simbach am Inn bei Passau unweit der bayerisch-österreichischen Grenze.


Pompöse Ballkleider, edle Sakkos und knallfarbene Showtanzkostüme lagern dort zur Überarbeitung, bevor sie zum Faschingsfinale noch einmal bejubelt werden. Denn sie sind, zusammen mit ihren Trägern, den Prinzenpaaren und Gardetänzern, die großen Stars auf den Faschingsbühnen Niederbayerns.

Dafür, dass die Kostüme den anspruchsvollen Test im Scheinwerferlicht bestehen, sorgt deren Erschafferin namens Marianne Hintereder. In diesem Jahr sind nach ihren Worten besonders üppige und aufwändige Kreationen gefragt.

Schneiderin seit Jahrzehnten

„2021 und 2022 konnte wegen der Corona-Pandemie nahezu kein Fasching stattfinden, umso mehr gehen die Faschingsbegeisterten in diesem Jahr wieder richtig in die Vollen“, sagt die Schneiderin.

Seit über 30 Jahren hat sich die Schneidermeisterin der Mode und der närrischen Zeit verschrieben. 1989 begann sie mit der Ausstattung einer Kindergarde. Seither wurde es jährlich mehr. Immer mehr neue Vereine wollten die Kostüme von ihr entwerfen und anfertigen lassen.

Alleine für die aktuelle Saison stattete sie mehrere regionale Faschingsgruppen mit weit über hundert Kostümen aus. Alle nach Maß. „Konfektionsgrößen gibt es bei mir nicht, bei mir wird alles genau vermessen und zugeschnitten“, sagt die Schneidermeisterin. Anders könne sie sich das nicht vorstellen.

„Die ersten Beratungsgespräche für die Kostüme beginnen im Juni“, sagt Marianne Hintereder. Dann verraten die Tanztrainer, welches Motto und welche ungefähren Vorstellungen sie haben. Anschließend geht es los – mit den Skizzen, dem Aussuchen der Stoffe und dem Anfertigen eines Prototyps aus hautfarbenem Stoff.

So läuft die Kostümproduktion

Daran zeichnet die Schneiderin Linien auf, testet zusammen mit den Trainern verschiedene Muster, Farben und Formen und entwickelt so das endgültige Design für den Modellschnitt. Erst dann beginnen die Anproben mit den einzelnen Tänzern. Die „Herrin der Kostüme“ fährt dafür eigens zu den Tanzproben, um die Teilnehmer einzeln zu vermessen.

Foto: Diese Maßschneiderin fertigt einzigartige Kostüme an.

Den größten Aufwand bei der Faschingsschneiderei hat sie bei den Gewändern der Prinzenpaare. Die könne man durchaus mit Brautmode vergleichen, nur eben in anderen Farben, sagt die Expertin.

Die Kleider sind geprägt von Tüll, Spitze, Strass und Glitzerstoffen, exakt passend zu den eleganten Anzügen der zugehörigen Prinzen. Ein besonderes Highlight: Die Schneidermeisterin durfte ein Prinzenpaar ausstatten, das beim Empfang bei der ehemaligen Bundeskanzlerin Angela Merkel im Kanzleramt dabei war.

Im Vergleich zu den pompösen, langen Kleidern der Prinzessinnen sind die Showtanzkostüme der Gardegruppen eher knapp und stylish. Trends sind asymmetrische Muster, Pailletten, Glitter und Fransen. „Mir ist der Bühneneffekt sehr wichtig“, sagt Hintereder. „Das Kostüm muss Lichteffekte erzeugen, sonst wirkt es wie tot.“

Früher für Escada tätig

Dass der Fasching einmal so viel Raum in ihrem Berufsalltag einnimmt, ahnte sie im Jahr 1986 noch nicht. Damals, sie hatte gerade den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt, nähte sie noch Muster für Messen, unter anderem für Escada. Drei Jahre später machte sie ihre Meisterprüfung, stellte ihre ersten Mitarbeiter ein und sattelte auf Maßschneiderei um.

„Das war schon immer das, was mir am wichtigsten war“, erinnert sich Marianne Hintereder. Seither entwarf und fertigte sie neben Faschingskostümen unzählige Einzelstücke: Braut- und Abendmoden, Festtagskleider, Ausstattungen für Fahnenweihen, Trachten, Hosenanzüge, Herrenanzüge aber auch Alltagskleidung.

Während vielerorts Schneidereien schließen, ist Marianne Hintereder zusammen mit ihren fünf Mitarbeiterinnen und zwei Auszubildenden voll ausgelastet. Für ihren Beruf brennt sie nach über 30 Jahren immer noch: „Weil man Menschen glücklich macht. Ich könnte mir nichts Schöneres vorstellen“, sagt sie.

Shots Magazin / © Fotos: oleksandrberezko, de.depositphotos.com (1), obx-news, HWK (1) / Quelle: obx-news

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Rubriken: Fashion Ladies