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Ein Rückblick. Im Sommer 2024 stellte sich Marcello Guillerno einer der größten Herausforderungen seines Lebens: dem Raid Pavia-Venezia, dem ältesten und längsten Motorbootrennen der Welt.
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Dieses traditionsreiche Rennen, das sich über beeindruckende 413 Kilometer erstreckt und die Strecke von Pavia nach Brondolo-Chioggia in der Nähe von Venedig abdeckt, ist ein wahres Abenteuer für Teilnehmer und Zuschauer gleichermaßen.
Für Marcello Guillerno aus Rüsselsheim, der mit dem historischen Lucini Hydroplane Guida Avanzata, ausgestattet mit einem Alfa Romeo 1750 Motor, an den Start ging, wurde der Tag zu einer Mischung aus unvergesslichen Momenten, technischen Prüfungen und außergewöhnlicher Entschlossenheit.
Mir hat er nun seine Erfahrungen, Erlebnisse und Emotionen erzählt, die Sie hier lesen können.
Ein Auftakt voller Spannung
Die morgendliche Szenerie in Pavia versprach perfekte Bedingungen für den Start: strahlender Sonnenschein, 24 Grad und eine Atmosphäre voller Vorfreude. Über 100 Boote, aufgeteilt in verschiedene Klassen – von modernen Offshore-Booten bis hin zu historischen Hydroplanes – warteten gespannt auf den Startschuss.
Doch wie so oft bei Großveranstaltungen kam es zu Verzögerungen: Technische Probleme mit den Autokränen führten dazu, dass der Startplan mehrfach angepasst wurde.
Für die historische Klasse der Hydroplanes, in der Guillerno antrat, bedeutete dies, dass der eigentliche Start erst nach 13:00 Uhr erfolgen konnte.
„Das Warten hat die Spannung ins Unermessliche gesteigert“, erzählt der Rennfahrer später. „Man spürt die Vorfreude, aber auch die Nervosität. Jeder Moment vor dem Start ist eine mentale Herausforderung.“
Unerwarteter Rückschlag auf den ersten Kilometern
Der Start verlief spektakulär: Mit ohrenbetäubendem Motorenlärm und voller Geschwindigkeit schossen die Boote über das Wasser, während die Zuschauer jubelten.
Doch schon nach etwa elf Kilometern wurde der Steuermann von einem technischen Problem überrascht, das seine Teilnahme fast beendet hätte. Der Kühlwasserschlauch seines Motors löste sich, was eine drohende Überhitzung zur Folge hatte.
Guillerno: „Es war ein Moment purer Panik. Aber in solchen Situationen muss man ruhig bleiben und handeln.“ Mit geübten Griffen reparierte er den Schaden direkt auf dem Boot. Minuten vergingen wie Stunden, doch schließlich konnte er das Rennen fortsetzen.
Wettkampf mit der Konkurrenz und den Elementen
Kaum hatte Guillerno das technische Problem überwunden, sah er sich neuen Herausforderungen gegenüber. Auf den ersten langen Flussabschnitten des Po wurde er von Tom, einem Fahrer mit einem Flaminia V6, und einem französischen Konkurrenten überholt.
Trotz aller Bemühungen gelang es ihm nicht, sie einzuholen. „Es war frustrierend, aber ich wusste, dass Ausdauer und Geduld in diesem Rennen wichtiger waren als die Geschwindigkeit allein.“
Die Strecke wurde zunehmend schwieriger: Treibholz im Wasser stellte eine permanente Gefahr dar, und jedes übersehene Hindernis hätte fatale Folgen haben können.
Bereits bis zur Schleuse von Isola Serafini – 97 Kilometer nach dem Start – hatten zehn Boote aus seiner Klasse aufgrund technischer Schäden oder Kollisionen aufgeben müssen.
Ein Sturm als größter Gegner
Nach einer kurzen Erholungspause an der Schleuse ging es für den Rüsselsheimer weiter, doch die Wetterbedingungen verschlechterten sich rapide. Eine dunkle Sturmfront zog auf, und bald darauf brachen Regen, Hagel und starke Windböen über die Fahrer herein.
„Es war, als würde die Natur uns herausfordern“, erzählt Marcello Guillerno. „Die Sicht war miserabel, mein GPS hatte den Geist aufgegeben und das Boot war durch die starken Wellen schwer zu kontrollieren.“
Trotz der Widrigkeiten zeigte sich der Extremsportler entschlossen. Er meisterte die schwierige Navigation mit purem Instinkt und Erfahrung.
„In solchen Momenten merkt man, wie wichtig jede Minute Vorbereitung ist. Mein Boot hielt durch, und der Motor lief erstaunlich gut, obwohl die Bedingungen alles andere als ideal waren.“
Triumph trotz aller Widrigkeiten
Nach 413 Kilometern voller Herausforderungen erreichte Guillerno schließlich das Ziel in Brondolo-Chioggia. Die Strapazen der langen Strecke und die Unberechenbarkeit des Rennens hatten ihn auf die Probe gestellt, doch er bewies, dass technisches Können, mentale Stärke und Durchhaltevermögen entscheidend sind.
Als Zweitplatzierter in der Klasse der historischen Hydroplanes R2000 sicherte er sich einen Platz auf dem Podium – ein Erfolg, der ihm und seinem Team große Anerkennung einbrachte.
„Dieses Rennen war mehr als nur ein sportlicher Wettkampf. Es war eine emotionale Reise“, sagt er heute mit Blick zurück auf die Siegerehrung.
Der Rüsselsheimer meint: „Jeder Moment auf dem Wasser war ein Kampf gegen die Elemente, die Technik und sich selbst. Doch genau das macht den Raid Pavia-Venezia so besonders.“
Dankeschön an die Unterstützer
Marcello Guillerno betonte in seinen Erzählungen die Bedeutung des Teams und der Organisatoren.
„Ohne die Helfer vor Ort und das Engagement der Organisatoren wäre ein Event dieser Größenordnung unmöglich. Auch meinen Mitstreitern danke ich – der gegenseitige Respekt und die Unterstützung untereinander sind das, was diesen Sport so einzigartig macht.“
Mit Vorfreude blickt er nun schon auf die nächste Ausgabe des Rennens: „Die langen Strecken, die hohen Geschwindigkeiten und die Geschichten, die wir auf dem Wasser erleben, machen den Raid Pavia-Venezia zu einem Abenteuer, das seinesgleichen sucht.“
Was für ein Rennen, was für ein Mann und was für eine Leistung! Er wird mit dem Lucini Hydroplane Guida Avanzata auf jeden Fall wiederkommen – zum italienischen Bootsrennen der Superlative…
Weitere Informationen zu Marcello Guillerno finden Interessierte online sowie aktuell unter roxane96.com.
Sierks Media / © Fotos: Marcello Guillerno