Das kleine Bayerwaldstädtchen Viechtach war bisher vor allem für seine erholsame Luft, die reizenden Aussichten auf das „Grüne Dach Europas“ und die herrliche Natur bekannt. Immer öfter aber mischen sich Beats in die beschauliche Ruhe. Jede Woche von Donnerstag bis Sonntag erweckt ein engagierter Kulturmacher das „Alte Spital“, das älteste Gebäude im Ortszentrum, zu neuem Leben.


Und zwar mit Livemusik und Poetry Slams, mit Sundownern und Jam Sessions. Motor und Impulsgeber für die neue Kult-Location ist einer, der einst im Bayerwald geboren wurde und nach Stationen in England und in München wieder zu seinen Wurzeln zurückkehrt: Der 45-jährige Olli Zilk, Kulturenthusiast und „Woidla“ aus Leidenschaft.

Geboren in Bad Kötzting zog es Olli Zilk erst einmal hinaus in die weite Welt: Er studierte in England Medienkünste mit Schwerpunkt Radio. Später arbeitete er in München mehr als zehn Jahre für einen privaten Fernsehsender. An den Wochenenden pendelte er heim zu seiner Familie nach Bad Kötzting.

Seine große Leidenschaft, die Musik, die ihn als DJ bereits seit seinem 16. Lebensjahr begleitet, ließ ihn aber nie ganz los. Er organisierte nebenbei Veranstaltungen und Partys. Vor zwei Jahren wagte er den Schritt zurück in die Heimat und machte dort Nägel mit Köpfen: Innerhalb kürzester Zeit schuf er mit dem „Bahnhof Kötzting“ eine Kult-Location, die heute weit über die Kurgemeinde hinaus begeisterte Anhänger hat.

Seit August letzten Jahres hat Olli Zilk ein neues Steckenpferd. Er hat sich großes vorgenommen. Im „Alten Spital“ in Viechtach, 1350 erbaut, will er ein außergewöhnliches Kulturprogramm bieten, das deutschlandweit seinesgleichen sucht. Wöchentlich – in der Regel von Donnerstag bis Sonntag – werden die historischen Gemäuer mit Live-Musik aus aller Welt und vielen begeisterten Gästen aus ganz Bayern mit Leben erfüllt.

„Perfekt kombiniert wird das weltoffene, alternative und zugleich qualitativ hochwertige Programm durch eine ungezwungene Verbindung des Konzertraums mit der angrenzenden Bar“, sagt Zilk. Die Gäste können in ungezwungener und lockerer Atmosphäre in der ehemaligen Spitalkapelle die Künstler hautnah und persönlich erleben und kennen lernen. Wer will, holt sich einen Drink an der Bar und plaudert am Tresen.

Altes Spital
Altes Spital

Andere wiederum lassen sich komplett von der Musik abholen und finden erst nach Konzertende den Weg an die Bar, wo sich dann grundsätzlich auch die Musiker einfinden, anstatt wie in großen Locations im unpersönlichen und vom Publikum abgeschirmten Backstage-Bereich auf „Nimmer-Wiedersehen“ zu verschwinden.

Der Kulturenthusiast hat im „Alten Spital“ Spuren hinterlassen: Die alten Gemäuer präsentieren sich so, wie er selbst. Weltoffen, sympathisch, aufgeschlossen für Neues, lässig, kulturliebend, nah am Menschen und authentisch. Das zeigt sich auch in der liebevoll-bunten Vintage-Einrichtung der Location.

„Wer einmal kommt, wird ganz schnell vom Fieber und der Leidenschaft des Betreibers angesteckt“, sagt der Initiator. Und natürlich auch vom Enthusiasmus und der Spielfreude der internationalen (Profi-) Musiker in dieser kleinen und familiären Eventlocation. Das Beste: Die meisten Konzerte finden bei freiem Eintritt statt.

Olli Zilk hat in nur wenigen Wochen nach seinem Erfolg im Bahnhof Kötzting auch in Viechtach geschafft, was viele für grundsätzlich unmöglich halten: Gute und bezahlbare Kultur – abseits vom breiten Mainstream und noch dazu aus aller Herren Länder – aufs Land zu bringen. Nicht nur einmal im Quartal, sondern über viele Wochen hinweg weit über das Wochenende hinaus.

Fragt man Olli Zilk nach seinem Konzept, so geht es ihm darum, Live-Musik zu leben und erlebbar zu machen. Er muss nicht aktiv an die Künstler herangehen, sondern die Künstler suchen ihn auf und möchten gerne einen Auftritt im Alten Spital. Das Geheimnis der Eventlocation im Grünen: „An den so genannten Off-Tagen“ zwischen großen Konzerten in den Metropolen freuen sich die Musiker, wenn sie einen kleinen, persönlichen Gig einschieben können“, sagt Zilk.

Altes Spital
Altes Spital

Sogar Musiker aus Buenos Aires seien schon im Bayerwald aufgetreten. Insgesamt seien bereits Künstler aus mehr als 25 Ländern auf der Bühne gestanden, allein 2018 kommen Bands aus allen Kontinenten ins Spital. Die Gage stehe hierbei nicht im Vordergrund. „Sie sind gerne bereit für eine Hutspende aufzutreten, wenn sie dabei im Gegenzug kostenlos bei mir übernachten können“, sagt der Kulturmacher.

Genau das sei es, was das Programm im Alten Spital ausmacht und in dieser Form selbst in einer Metropole nicht möglich wäre, so Zilk. „Denn welcher Kneipenbesitzer in München kann schon in seiner Wohnung acht Musiker problemlos unterbringen?“ Ebenso wie der Stamm an Bands immer größer und breiter wird, so wächst auch das Publikum und Gäste finden mittlerweile den Weg aus ganz Bayern nach Viechtach. Was präsentiert wird, sind durchweg Top-Acts in ihrer Heimat, auch wenn die Künstler in Deutschland oft eine Kunstnische bedienen.

„Das, was ich jetzt auch im Spital mache, ist für mich perfekt. Es ist das, was ich eigentlich immer machen wollte“, sagt Olli. Er genießt den persönlich-familiären Kontakt sowohl zu den internationalen Künstlern als auch zu seinen Gästen. Er liebt den interkulturellen Austausch, ist stets offen und auf der Suche nach Neuem.

Olli Zilk hat das Spital zu einer kleinen realen und interkulturellen Musikwelt gemacht, in der er als „One-Man-Betrieb“ alles selbst macht: Er organisiert das Programm, er schreibt die Presseankündigungen, er steht hinterm Tresen, kümmert sich um die Künstler, er putzt und ist glücklich mit dem, was er dabei schafft: Einen familiären Ort für alle kulturellen Belange.

Seine Energie und seinen Antrieb nimmt er aus dem Willen, gemeinsam mit vielen anderen Kulturschaffenden und -begeisterten etwas Neues zu schaffen, gemeinsam etwas zu erleben. Sein Ziel: mit dem Bahnhof Kötzting und dem Spital zwei Kulturzentren langfristig zu etablieren. „Ich möchte Zentren schaffen, in denen Kultur erlebbar, aber auch aktiv gestaltbar ist“, sagt er.

Dabei will er künftig auch die Kulturbegeisterten im Ort noch enger einbeziehen und das Spital beispielsweise für Lesezirkel und Musikunterricht öffnen. Mehr Infos und das aktuelle Programm finden Sie unter altesspital.com.

Fotos: obx-news, Olli Zilk / Quelle: obx-news

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