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Von Wirkstoffen, Wirkversprechen und wirklich vielen Experten, die garantiert eine eigene Brand launchen.
Die Kosmetikbranche im Jahr 2025 ist wie Beauty bei Instagram nach Mitternacht: ein nie endender Strom aus Glow-Versprechen, klinisch getesteter Ästhetik und Influencerinnen, die plötzlich „formulieren“.
Was früher ein schlichter Lipgloss war, heißt heute „hydrating lipid barrier Enhancer mit adaptogener Rezeptur“. Und das ist erst die Tagespflege. Der Rest kommt noch.
Expertin ohne Ausbildung
Ob Hautarzt, Hauttypberaterin oder „Skinfluencer mit drei Jahren an immenser Retinol-Erfahrung“: Expertise ist heute nur noch eine Frage der Online-Ausstrahlung.
Und der Affiliate-Links. Was zählt: ein ästhetisches Packaging, eine Geschichte über eine „persönliche Hautreise“ und ein Claim, der klingt wie aus einem edlen französischen Labor.
Sie sagen: „Unsere Produkte arbeiten synergetisch mit deiner Hautbarriere, um deine natürliche Zellintelligenz zu aktivieren.“ Klingt gut? Muss es auch, denn verstehen soll es am Ende niemand.
Hauptsache, es steht „clean“, „science-based“ oder „90 % naturally derived“ auf dem Etikett. Und bitte: niemals „Bio“. Das ist sowas von eklig und 2015…
Hyaluronsäure und Hokuspokus
Die INCI-Liste? Länger als manche Bachelorarbeit. Voll mit Wirkstoffen, die man googeln müsste, aber nicht googeln sollte, weil: „Vertrau der Marke!“
Retinol, Bakuchiol, Niacinamid, Hyaluron, Peptide und Präbiotika. Was davon wirklich hilft, merkt die Haut nach all den Anwendungen schon gar nicht mehr.
Aber Instagram-Umfragen ergeben zu 84 %, bei bestimmt 100 Followern, dass es sich besser anfühlt als Leitungswasser. Garantiert!
Philosophie für Navy Seals
Was sich Kosmetik-Brands heute auf die Fahne schreiben, liest sich wie ein Lifestyle-Coaching aus Berlin-Mitte. Oder ein Bootcamp für Navy Seals:
◉ „Wir empowern deine Haut.“
◉ „Wir glauben an radikale Transparenz.“
◉ „Wir sind gegen Hautstress, für Skin-Happiness.“
◉ „Wir setzen auf neurokosmetische Achtsamkeit.“
Wer hier keine eigene Purpose-Formulierung oder stichfeste Kleidung parat hat, wird vom Markt gnadenlos mit einer Selfcare-Paste überklebt.
Fazit
Kosmetik 2025 ist ein faszinierendes Beauty-Biotop zwischen Wissenschaft, Wunschdenken sowie ganz viel Wohlgefühl. Die Produkte sehen gut aus, fühlen sich gut an.
Wie Meghan Markle im alltäglichen Größenwahn. Und wenn’s nicht wirkt? Dann war’s immerhin fotogen.
Und ein bisschen irre. Es gibt keine schlechte Haut, nur den Serum-Dschungel. Glowy und clean…
Sierks Media / © Fotos: Kalos Skincare, Unsplash